Franziska Glassmeier leitet neue Lise-Meitner-Forschungsgruppe am MPI-M

Am Max-Planck-Institut für Meteorologie hat eine neue Lise-Meitner-Forschungsgruppe zur „Multiskaligen Wolkenphysik“ ihre Arbeit aufgenommen. Das von Franziska Glassmeier geleitete Team widmet sich der hochaktuellen Frage, wie Strukturen in Wolkenfeldern das Klima der Erde beeinflussen.

Wolken stellen die größte Quelle von Unsicherheit in Klimaprojektionen dar. Das liegt besonders an Phänomenen, die sich auf einer Skala von ganzen Wolkenfeldern, d.h. hunderten Kilometern, abspielen – auf der Mesoskala. Hier organisieren sich Wolken in vielfältigen Strukturen, welche sich auf Satellitenaufnahmen gut erkennen und erfassen lassen. Diesen Strukturen ihre Geheimnisse zu entlocken, ist das Ziel der neuen selbstständigen Forschungsgruppe „Multiskalige Wolkenphysik“ am Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M). Die im Rahmen des Lise-Meitner-Exzellenzprogramms der Max-Planck-Gesellschaft dauerhaft etablierte Gruppe wird von Franziska Glassmeier, bisher Associate Professor an der Technischen Universität Delft, geleitet. Die Gruppe profitiert zudem von einem Starting Grant des European Research Council (ERC) für das Forschungsprojekt „MesoClou: Unlocking the mesoscale frontier of cloud-climate uncertainty“.

Die Lücke im Wolkenspektrum schließen

In aktuellen Klimamodellen werden Wolkenphänomene, die sich auf der Mesoskala entfalten, nicht berücksichtigt. „Derzeit basieren die Modelle auf der Annahme, dass sich die einzelne Wolke und die großräumige Zirkulation, deren Teil sie ist, getrennt betrachten lassen“, erklärt die Physikerin. „Wir wissen aber inzwischen, dass dies nicht zutrifft.“ Diese Annahme war bislang nötig, weil einerseits selbst modernste Rechner nicht ausreichen, um Wolken von ihrer Entstehung bis zu ihrem Effekt auf das globale Klima im Detail zu modellieren. Andererseits sind viele Prozesse, die zur Selbstorganisation auf der Mesoskala führen, nicht richtig verstanden. Ein solches Verständnis wäre die Grundlage, um die mesoskaligen Prozesse indirekt zu berücksichtigen.

Hier setzt Glassmeiers Forschung an. Statt die Wolkenbildung von mikroskopischen Vorgängen bis hin zu immer größeren Skalen explizit abzubilden, konzentriert sich die Forscherin direkt auf die Selbstorganisation der Wolken. „Wir sehen Strukturen in den Wolkenfeldern, und diese Strukturen reduzieren die Komplexität.“ Um sie zu analysieren, verwendet Glassmeier zeitlich hochaufgelöste Daten von geostationären Satelliten und Methoden aus der Theorie komplexer Systeme, die auch auf den Arbeiten von MPI-M-Gründungsdirektor und Nobelpreisträger Klaus Hasselmann aufbauen. „Ich sehe viele Anknüpfungspunkte zu der Arbeit am Institut“, so die Forscherin.

Glassmeier studierte an der Universität Göttingen, wo sie ihre Diplomarbeit am MPI für Dynamik und Selbstorganisation anfertigte, und wurde 2016 an der ETH Zürich promoviert. Seither hatte sie Positionen bei der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), an der Universität Wageningen und der TU Delft inne. Von dort folgt ihr eine Doktorandin ans MPI-M, zwei weitere werden regelmäßig als Gastforschende zu Besuch sein. Das Team wird in den nächsten Monaten weiterwachsen und neben Glassmeier voraussichtlich vier Postdocs und vier Promovierende umfassen.

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Kontakt

Dr. Franziska Glassmeier
Max-Planck-Institut für Meteorologie
franziska.glassmeier@we dont want spammpimet.mpg.de