Eine merkwürdige Symmetrie in der Verteilung des tropischen Niederschlags
In ihrer Veröffentlichung zeigen Hohenegger und Stevens zunächst, dass die Verteilung der tropischen Niederschläge trügerisch einfach ist. Die Konzeptualisierung der tropischen Niederschläge durch einen Regengürtel, dessen Breite und jahreszeitlicher Verlauf je nach Längengrad variiert, gibt die beobachtete Verteilung des Niederschlags in sehr guter Näherung wieder. Unter Ausnutzung dieses Konzepts zeigen die Autor*innen, dass bei einem zonal einheitlichen Regengürtel, d. h. einem Gürtel, bei dem das Land die Eigenschaften des Regengürtels nicht beeinflusst, die tropischen Kontinente nur 86 % so viel Regen erhalten würden wie der Ozean. Die Beobachtungen zeigen aber, dass Land und Ozean gleich viel Regen bekommen. Um diese beobachtete ausgewogene Verteilung der Niederschläge zwischen Land und Ozean aufrechtzuerhalten, werden Breite und saisonale Wanderung der Regengürtel über Land verstärkt.
Da das Land trockener ist als der Ozean, deutet dieses Verhalten auf eine negative Rückkopplung zwischen Oberflächenwasserspeicherung und Niederschlag hin. Trockene Regionen ziehen nicht nur mehr Niederschlag aus dem Ozean, sondern auch mehr, als man erwarten würde, wenn sie nicht feuchtigkeitsbegrenzt wären, d. h. nicht vom Ozean zu unterscheiden wären. Moderne Klimamodelle verhalten sich anders, indem sie feuchte Oberflächen bevorzugen, so dass Niederschläge über dem Land dauerhaft unterdrückt werden und das Land anfälliger für Austrocknung wird. Die Unfähigkeit der Klimamodelle, die Auswirkungen des Vorhandenseins von Land auf eine grundlegende Eigenschaft des Klimasystems darzustellen, stellt ihre Fähigkeit in Frage, subtilere Fragen zu beantworten, z. B. wie sich die regionalen Niederschläge bei einer Erwärmung voraussichtlich verändern werden. Da der Niederschlag über Land im Vergleich zu dem, was aufgrund seiner bloßen Geometrie zu erwarten wäre, relativ begünstigt ist, deutet dies darauf hin, dass der Niederschlag über tropischem Land möglicherweise widerstandsfähiger gegenüber Störungen der Landoberfläche, wie der Entwaldung, ist, als viele der bestehenden Klimamodelle vermuten lassen.
Originalveröffentlichung
Hohenegger, C. & B. Stevens (2022) Tropical continents rainier than expected from geometrical constraints. AGU Advances. doi:10.1029/2021AV000636
Kontakt:
Dr. Cathy Hohenegger
Max-Planck-Institut für Meteorologie
E-Mail: cathy.hohenegger@ mpimet.mpg.de
Prof. Dr. Bjorn Stevens
Max-Planck-Institut für Meteorologie
Email: bjorn.stevens@ mpimet.mpg.de