Das MPI-M als Gastgeber für Postdoktorand*innen

Das Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) zieht viele junge Wissenschaftler*innen an, nach der Promotion nach Hamburg zu kommen, um hier zu forschen und ihre ersten Karriereschritte zu machen. Üblicherweise bewerben sie sich um wissenschaftliche Positionen in Projekten und werden aus Projektmitteln bezahlt, aber es gibt auch eine Gruppe dieser Postdoktorand*innen, die sich erfolgreich selbst um eine unabhängige Förderung bewerben, um an das MPI-M zu kommen. Eine besonders attraktive Möglichkeit für eine Förderung ist das Humboldt-Forschungsstipendium für Postdoktorand*innen, eines von mehreren Programmen, die von der Alexander von Humboldt-Stiftung angeboten werden. Dieses Stipendium fördert langzeitige Forschung (6-24 Monate) exzellenter und unabhängiger junger ausländischer Wissenschaftler*innen in Deutschland. Bewerber*innen wählen ihr eigenes Forschungsthema und ihren wissenschaftlichen Gastgeber. Auch andere nationale Wissenschaftsstiftungen fördern Postdoktorand*innen für einige Monate in auswärtigen Forschungseinrichtungen.

Im Folgenden haben wir vier unserer Postdoktorand*innen gefragt, die in den letzten beiden Jahren hier waren, im Moment hier sind oder aber im nächsten Jahr kommen werden, warum sie das MPI-M in Hamburg als Forschungsort ausgewählt haben und was ihre wissenschaftlichen Pläne sind.

James Ruppert, USA

1.1.16-31.8.18 – Abteilung „Atmosphäre im Erdsystem“ (AES), Gruppe Niederschlag und konvektive Prozesse (Cathy Hohenegger)
Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung und der National Science Foundation Atmospheric and Geospace Sciences

„Als Amerikaner mit amerikanischen Klischeevorstellungen erschien mir das MPI-M sehr weit weg und das in zweifacher Hinsicht. Der Schwerpunkt meines  Meteorologie-Studiums an der Universität war das Wetter. Als ich mehr über Cathy Hoheneggers Gruppe zu Niederschlag und konvektiven Prozessen hörte, eine Gruppe, die ich sehr spannend fand und die mit meinen Forschungsinteressen gut zusammenpasste, wurde mir klar, dass mich ein Aufenthalt am MPI-M in eine neue Richtung vorwärts bringen würde. Diese Gruppe hat oft idealisierte Forschungsansätze, die ebenso als Physik wie als Meteorologie charakterisiert werden können. Das fand ich besonders spannend.

Seit meiner Doktorarbeit hat mich fasziniert, wie der Tagesgang über 24 Stunden das Klima auf längeren Zeitskalen beeinflusst. Würden wir die gleiche globale Niederschlagsmenge bekommen oder dieselbe Wolkenbedeckung, wenn der solare Antrieb weitestgehend konstant wäre anstatt sich so stark zwischen Tag und Nacht zu verändern? Diese Frage zu beantworten war schwieriger als ich zunächst erwartet habe, und die Untersuchung hat mich auf unvorhergesehene Wege geführt. Indem ich die ITCZ, tropische Wirbelstürme und Wolken über den gesamten Tropen simuliert habe, fand ich ein überraschendes systematisches Muster, in dem die täglichen Spitzenwerte bei Niederschlag und hohen Wolken um 12 Stunden verschoben waren. Wir würden normalerweise erwarten, dass diese Spitzen sehr nahe zusammenfallen. Die Literatur macht deutlich, dass dieses Muster tatsächlich in der Natur existiert, aber bisher ohne Erklärung. Wir fanden einen einzigartigen Mechanismus, durch den die solare Einstrahlung diese hohen Wolken direkt anregt. Ich habe diese Forschungsrichtung nicht angestrebt, aber nun interessiert sie mich sehr stark.

Ich hoffe und vermute, dass die Zusammenarbeit, die ich während meiner Zeit am MPI-M begonnen habe, noch lange in meiner Karriere nachwirken wird. Die Entfernung zwischen den Vereinigten Staaten und Hamburg fühlt sich jetzt geringer an. Ich habe gerade eine Stelle an der Pennsylvania State University als Assistant Research Professor angetreten, auf der ich die Auswirkungen der Wolken-Strahlung-Wechselwirkung auf die Bildung tropischer Wirbelstürme untersuchen werde.“

Nicola Maher, Australien

1.2.17-31.1.19 - Abteilung „Ozean im Erdsystem” (OES), Gruppe des Direktors (Jochem Marotzke)
Humboldt-Forschungsstipendiatin

„Das MPI-M ist eines der besten Zentren der Welt für Klimamodellierung, ein großartiger Ort um zu forschen. Außerdem erschien mir Hamburg eine Stadt zu sein, in der es sich gut leben lässt.”

Nicola Maher schrieb ihre Doktorarbeit über “Natural Drivers of Interannual to Decadal Variations in Surface Climate“ an der Universität von New South Wales, Australien. Sie interessiert sich dafür, wie externe Antriebe Formen von interner Variabilität im Klimasystem anregen können. Maher: „Obwohl sich bereits frühere Arbeiten mit dieser Frage beschäftigt haben, blieb bisher unklar, wie zwischenjährliche und dekadische Formen der Variabilität von solch einem Antrieb beeinflusst werden können. Die Arbeit, die ich während meiner Zeit am MPI-M durchführen will, soll diese Frage beantworten, indem ich eine systematische Studie über die Rolle externer Faktoren wie Vulkanausbrüche, anthropogene Treibhausgase und Aerosole bei der Veränderung der Eigenschaften verschiedener Variabilitätsformen in Klimamodellen, insbesondere des MPI-ESM-LR-Modells, durchführe. In erster Linie interessiert mich, wie sich diese Formen der Klimavariabilität in Zukunft ändern werden. Im Moment arbeite ich speziell daran, wie sich ENSO (El Niño Southern Oscillation) in der Zukunft ändern könnte.”

Maria Rugenstein, Schweiz

1.1.19-31.12.20 - AES und OES, Gruppen der Direktoren (Bjorn Stevens und Jochem Marotzke)
Humboldt-Forschungsstipendiatin

„Da ich während meiner Masterarbeit ein Jahr am Geophysical Fluid Dynamics Laboratory in Princeton verbracht habe, hatte ich mir vorgenommen, wieder an ein Klimamodellierungszentrum zurückzukehren, da ich es sehr mag, wenn es viele Experten für jede Komponente eines Modells am selben Ort gibt, und weil ich ein besseres Verständnis der eher technischen Aspekte der Klimamodellierung bekommen möchte. Jochem und Bjorn wiesen mich auf die Humboldtförderung hin, die ich vorher nicht kannte – ich würde sagen, dass sie der Grund ist, warum ich in Hamburg bin und nicht am NCAR. Ich bewege mich zwischen der Atmosphären- und der Ozeanabteilung, da ich die Grenzfläche zwischen beiden Komponenten untersuche (was auch ein Grund für mich ist, zum MPI-M zu kommen, denn es gibt nur wenige Orte, die gleichzeitig an beiden so stark forschen).

Meine Hypothese ist, dass direkte und indirekte Effekte der Wärmeaufnahme durch den Ozean auf die Oberflächentemperaturen zusammenhängen. Mit anderen Worten: Die Phasen anomaler Wärmeaufnahme oder -abgabe durch den Ozean (direkter Effekt) sind dieselben Phasen, in denen das Muster der Wasseroberflächentemperatur einen starken Einfluss auf die Strahlungsrückkopplung hat (indirekter Effekt). Die Herausforderung ist zu verstehen, wie gekoppelte Modelle die Muster der Wasseroberflächentemperatur bestimmen und ob diese Muster dieselben sind wie in der realen Welt. Man kann das Problem auch anders formulieren: welche Zutaten bräuchte ein “minimales Ozeanmodell“, um die großskalige atmosphärische Temperaturentwicklung auf einer Zeitskala von Jahrzehnten bis Jahrhunderten zu projizieren?”

Jeremy Caves Rugenstein, Schweiz

1.4.19-31.3.21 – Abteilung „Land im Erdsystem” (LES), Gruppe des Direktors (Martin Claußen)
Humboldt-Forschungsstipendiat

„Ich bin Geologe und mich interessiert, wie sich das Klima der Erde in der Vergangenheit geändert hat. Als meine Frau Maria Rugenstein ein Stipendium für das MPI-M erhielt, dachte ich mir, dass dies die perfekte Möglichkeit ist, meine Interessen in der Geologie mit denen für das Klima zusammenzubringen. Da ich in erster Linie im terrestrischen Fachgebiet zuhause bin, möchte ich lernen, wie die Landoberfläche die Proxysysteme verändert, die wir benutzen, um sehr lange zurückliegendes Paläoklima zu untersuchen. Am MPI-M zu arbeiten erlaubt es mir, dieses Interesse mit Experten weiterzuverfolgen, die das Zusammenspiel zwischen der Landoberfläche und dem Klima verstehen.

Mein primäres Interesse gilt dem Verständnis des hydrologischen Kreislaufes und wie er die Erde in der sehr weit zurückliegenden Vergangenheit geändert hat, als sowohl das atmosphärische CO2 als auch die Landoberfläche anders waren als heute. Unglücklicherweise sind die Rekonstruktionen von Proxydaten der lange zurückliegenden Hydrologie quantitativ nur schlecht zu interpretieren, was zur Unklarheit darüber führt, wie der Wasserkreislauf auf die Änderungen von atmosphärischem CO2 reagiert, wie diese Änderungen sich im Erdsystem darstellen und wie sie vielleicht sogar Störungen des Kohlenstoffkreislaufs speichern oder verstärken. Mein Ziel ist es, quantitative Grenzen für die hydrologische Reaktion zu finden, indem ich Landoberflächensensitivitätsexperimente und Daten miteinander vergleiche. Meine Humboldtförderung nutze ich für den Aufenthalt am MPI-M aber auch für die Forschung am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt, an dem ich meine Laborarbeiten für mein Projekt durchführen werde.”

Das MPI-M begrüßt herzlich seine Stipendiat*innen und wünscht Ihnen eine erfolgreiche und inspirierende Zeit in unserem Forschungsumfeld. Wir ermutigen andere junge Wissenschaftler*innen sich ebenfalls um eine Förderung zu bemühen und zu uns an das MPI-M zu kommen.

Kontakt

Dr. Annette Kirk
Max-Planck-Institut für Meteorologie
Kommunikation
Tel.: 040 41173 374
E-Mail: annette.kirk@we dont want spammpimet.mpg.de

Christina Rieckers
Max-Planck-Institut für Meteorologie
International Office - Gästebetreuung
Tel.: 040 41173 159
E-Mail: christina.rieckers@we dont want spammpimet.mpg.de