Kommunikation

Das Team Kommunikation ist für die interne und externe Kommunikation des Max-Planck-Instituts für Meteorologie (MPI-M) verantwortlich und erster Kontakt für die Öffentlichkeit, Presse und Medien. Wir beantworten Medienanfragen, bereiten wissenschaftliche Themen für die Öffentlichkeit auf und vermitteln Interviewpartner*innen.

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Wie die atlantische Umwälzzirkulation zu ihrem Beobachtungssystem kam

Das RAPID-Beobachtungssystem überwacht die atlantische meridionale Umwälzzirkulation (AMOC) bei 26,5°N seit 2004. Viele Ozeanograph*innen und Klimawissenschaftler*innen nutzen diese Messungen routinemäßig oder beziehen sich auf sie, und das 20-jährige Bestehen des Beobachtungssystems im April 2024 macht es zu einer der längsten dynamischen Zeitreihen in der Ozeanographie. Doch die Geschichte der Ideen, die zur Einrichtung des RAPID-Beobachtungssystems geführt haben, blieb außer für einige wenige Kenner*innen geheimnisumwoben. In einer soeben in den Philosophical Transactions of the Royal Society veröffentlichten Arbeit hat Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) diesen Schleier gelüftet und außerdem eine Strategie vorgeschlagen, wie wir endlich zu einem soliden Verständnis der Ursachen von AMOC-Variabilität gelangen könnten.

Jochem Marotzke entwickelte die grundlegenden Elemente des RAPID-Systems kurz nach dem Antreten einer Professur in Southampton, UK, im Jahr 1999. Indirekt liegt der Ursprung der Idee jedoch viel weiter zurück, nämlich in den ersten Tagen seiner Doktorarbeit im Jahr 1985. Er erhielt die Aufgabe, ein vereinfachtes Modell der AMOC zu konstruieren, um deren Stabilität und mehrfache Gleichgewichte zu untersuchen. Um die vereinfachenden Annahmen zu rechtfertigen, musste er eine dynamisch konsistente (geostrophische) Kräftebilanz für die AMOC formulieren, und zwar nur in Form von zonal (Ost-West) gemittelten Größen. Er scheiterte komplett und verlor deshalb nie seine Besessenheit von dieser Kräftebilanz.

Etwa zehn Jahre später erzielte er einen theoretischen Fortschritt, indem er die Dichte am Ost- und Westrand getrennt vorhersagte und damit auf das Beharren auf nur zonal gemittelten Größen verzichtete. Außerdem berief er sich auf ein exaktes geostrophisches Gleichgewicht, auch im westlichen Randstrom. Diese Kombination brach mit allen früheren Versuchen, vereinfachte und dennoch quantitative Charakterisierungen der AMOC zu formulieren, und später bildeten diese Ideen die theoretische Grundlage für die RAPID-Messungen.

Nach seiner Übersiedlung nach Großbritannien ermöglichte ein bemerkenswertes Zusammenkommen von Personen und Ideen die Einrichtung des RAPID-Systems, das im Kern auf der Überwachung der Randdichten und auf Geostrophie beruht. Zur See fahrende Expert*innen übernahmen dann das Beobachtungssystem und setzten es um, auch nachdem Jochem Marotzke das Vereinigte Königreich verlassen hatte, um seine Stelle am MPI-M anzutreten. RAPID lieferte die allererste Zeitreihe der ozeanischen Umwälzzirkulation; die Ergebnisse zeigten eine überraschend große sub-saisonale Variabilität, was darauf hindeutet, dass die frühere Methode der Schätzung der AMOC durch unregelmäßige Ausfahrten anfällig für Fehlinterpretationen war. Die RAPID-Ergebnisse haben später Ansätze zur Überwachung der AMOC auf anderen Breitengraden angeregt, wo die Überwachung viel anspruchsvoller ist als bei 26,5°N.

In seinem Beitrag verweist Jochem Marotzke auch auf zwei theoretische Konzepte, die er in den 1990er Jahren entwickelte, und schlägt vor, dass diese Konzepte in Verbindung mit fortgesetzten Beobachtungen und den globalen gekoppelten Simulationen des MPI-M mit sehr hoher Auflösung unser derzeit mangelhaftes Verständnis der Ursachen der AMOC-Variabilität erheblich verbessern sollten.

Der Aufsatz ist insofern ungewöhnlich, als er persönliche und wissenschaftliche Elemente miteinander verwebt, was im Ergebnis an das literarische Genre des „erzählenden Sachbuchs“ erinnert. Jochem Marotzke wählte dieses Format, weil die Geschichte von RAPID sehr eng mit wichtigen Momenten seiner persönlichen Karriere verbunden ist. Der Aufsatz ist Teil einer Sonderausgabe, die die Ergebnisse eines Diskussionstreffens der Royal Society zum Thema „Atlantic overturning: new observations and challenges“ enthält. Dankenswerterweise haben die Organisator*innen das ungewöhnliche Format akzeptiert, was bei den Gutachter*innen zu einigen hochgezogenen Augenbrauen geführt hat. Der Aufsatz enthält aber auch eine Moral von der Geschicht‘, die für Nachwuchswissenschaftler*innen nützlich sein könnte und somit das Format rechtfertigen würde, trotz der hochgezogenen Augenbrauen.

Originalpublikation

Marotzke, Jochem, 2023: From theory to RAPID AMOC observations: a personal voyage of discovery. Philosophical Transactions of the Royal Society A, 381, 20220192, http://doi.org/10.1098/rsta.2022.0192

Kontakt

Prof. Dr. Jochem Marotzke
Max-Planck-Institut für Meteorologie
jochem.marotzke@we dont want spammpimet.mpg.de

Wie die atlantische Umwälzzirkulation zu ihrem Beobachtungssystem kam

Das RAPID-Beobachtungssystem überwacht die atlantische meridionale Umwälzzirkulation (AMOC) bei 26,5°N seit 2004. Viele Ozeanograph*innen und Klimawissenschaftler*innen nutzen diese Messungen routinemäßig oder beziehen sich auf sie, und das 20-jährige Bestehen des Beobachtungssystems im April 2024 macht es zu einer der längsten dynamischen Zeitreihen in der Ozeanographie. Doch die Geschichte der Ideen, die zur Einrichtung des RAPID-Beobachtungssystems geführt haben, blieb außer für einige wenige Kenner*innen geheimnisumwoben. In einer soeben in den Philosophical Transactions of the Royal Society veröffentlichten Arbeit hat Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) diesen Schleier gelüftet und außerdem eine Strategie vorgeschlagen, wie wir endlich zu einem soliden Verständnis der Ursachen von AMOC-Variabilität gelangen könnten.

Jochem Marotzke entwickelte die grundlegenden Elemente des RAPID-Systems kurz nach dem Antreten einer Professur in Southampton, UK, im Jahr 1999. Indirekt liegt der Ursprung der Idee jedoch viel weiter zurück, nämlich in den ersten Tagen seiner Doktorarbeit im Jahr 1985. Er erhielt die Aufgabe, ein vereinfachtes Modell der AMOC zu konstruieren, um deren Stabilität und mehrfache Gleichgewichte zu untersuchen. Um die vereinfachenden Annahmen zu rechtfertigen, musste er eine dynamisch konsistente (geostrophische) Kräftebilanz für die AMOC formulieren, und zwar nur in Form von zonal (Ost-West) gemittelten Größen. Er scheiterte komplett und verlor deshalb nie seine Besessenheit von dieser Kräftebilanz.

Etwa zehn Jahre später erzielte er einen theoretischen Fortschritt, indem er die Dichte am Ost- und Westrand getrennt vorhersagte und damit auf das Beharren auf nur zonal gemittelten Größen verzichtete. Außerdem berief er sich auf ein exaktes geostrophisches Gleichgewicht, auch im westlichen Randstrom. Diese Kombination brach mit allen früheren Versuchen, vereinfachte und dennoch quantitative Charakterisierungen der AMOC zu formulieren, und später bildeten diese Ideen die theoretische Grundlage für die RAPID-Messungen.

Nach seiner Übersiedlung nach Großbritannien ermöglichte ein bemerkenswertes Zusammenkommen von Personen und Ideen die Einrichtung des RAPID-Systems, das im Kern auf der Überwachung der Randdichten und auf Geostrophie beruht. Zur See fahrende Expert*innen übernahmen dann das Beobachtungssystem und setzten es um, auch nachdem Jochem Marotzke das Vereinigte Königreich verlassen hatte, um seine Stelle am MPI-M anzutreten. RAPID lieferte die allererste Zeitreihe der ozeanischen Umwälzzirkulation; die Ergebnisse zeigten eine überraschend große sub-saisonale Variabilität, was darauf hindeutet, dass die frühere Methode der Schätzung der AMOC durch unregelmäßige Ausfahrten anfällig für Fehlinterpretationen war. Die RAPID-Ergebnisse haben später Ansätze zur Überwachung der AMOC auf anderen Breitengraden angeregt, wo die Überwachung viel anspruchsvoller ist als bei 26,5°N.

In seinem Beitrag verweist Jochem Marotzke auch auf zwei theoretische Konzepte, die er in den 1990er Jahren entwickelte, und schlägt vor, dass diese Konzepte in Verbindung mit fortgesetzten Beobachtungen und den globalen gekoppelten Simulationen des MPI-M mit sehr hoher Auflösung unser derzeit mangelhaftes Verständnis der Ursachen der AMOC-Variabilität erheblich verbessern sollten.

Der Aufsatz ist insofern ungewöhnlich, als er persönliche und wissenschaftliche Elemente miteinander verwebt, was im Ergebnis an das literarische Genre des „erzählenden Sachbuchs“ erinnert. Jochem Marotzke wählte dieses Format, weil die Geschichte von RAPID sehr eng mit wichtigen Momenten seiner persönlichen Karriere verbunden ist. Der Aufsatz ist Teil einer Sonderausgabe, die die Ergebnisse eines Diskussionstreffens der Royal Society zum Thema „Atlantic overturning: new observations and challenges“ enthält. Dankenswerterweise haben die Organisator*innen das ungewöhnliche Format akzeptiert, was bei den Gutachter*innen zu einigen hochgezogenen Augenbrauen geführt hat. Der Aufsatz enthält aber auch eine Moral von der Geschicht‘, die für Nachwuchswissenschaftler*innen nützlich sein könnte und somit das Format rechtfertigen würde, trotz der hochgezogenen Augenbrauen.

Originalpublikation

Marotzke, Jochem, 2023: From theory to RAPID AMOC observations: a personal voyage of discovery. Philosophical Transactions of the Royal Society A, 381, 20220192, http://doi.org/10.1098/rsta.2022.0192

Kontakt

Prof. Dr. Jochem Marotzke
Max-Planck-Institut für Meteorologie
jochem.marotzke@we dont want spammpimet.mpg.de

Wie die atlantische Umwälzzirkulation zu ihrem Beobachtungssystem kam

Das RAPID-Beobachtungssystem überwacht die atlantische meridionale Umwälzzirkulation (AMOC) bei 26,5°N seit 2004. Viele Ozeanograph*innen und Klimawissenschaftler*innen nutzen diese Messungen routinemäßig oder beziehen sich auf sie, und das 20-jährige Bestehen des Beobachtungssystems im April 2024 macht es zu einer der längsten dynamischen Zeitreihen in der Ozeanographie. Doch die Geschichte der Ideen, die zur Einrichtung des RAPID-Beobachtungssystems geführt haben, blieb außer für einige wenige Kenner*innen geheimnisumwoben. In einer soeben in den Philosophical Transactions of the Royal Society veröffentlichten Arbeit hat Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) diesen Schleier gelüftet und außerdem eine Strategie vorgeschlagen, wie wir endlich zu einem soliden Verständnis der Ursachen von AMOC-Variabilität gelangen könnten.

Jochem Marotzke entwickelte die grundlegenden Elemente des RAPID-Systems kurz nach dem Antreten einer Professur in Southampton, UK, im Jahr 1999. Indirekt liegt der Ursprung der Idee jedoch viel weiter zurück, nämlich in den ersten Tagen seiner Doktorarbeit im Jahr 1985. Er erhielt die Aufgabe, ein vereinfachtes Modell der AMOC zu konstruieren, um deren Stabilität und mehrfache Gleichgewichte zu untersuchen. Um die vereinfachenden Annahmen zu rechtfertigen, musste er eine dynamisch konsistente (geostrophische) Kräftebilanz für die AMOC formulieren, und zwar nur in Form von zonal (Ost-West) gemittelten Größen. Er scheiterte komplett und verlor deshalb nie seine Besessenheit von dieser Kräftebilanz.

Etwa zehn Jahre später erzielte er einen theoretischen Fortschritt, indem er die Dichte am Ost- und Westrand getrennt vorhersagte und damit auf das Beharren auf nur zonal gemittelten Größen verzichtete. Außerdem berief er sich auf ein exaktes geostrophisches Gleichgewicht, auch im westlichen Randstrom. Diese Kombination brach mit allen früheren Versuchen, vereinfachte und dennoch quantitative Charakterisierungen der AMOC zu formulieren, und später bildeten diese Ideen die theoretische Grundlage für die RAPID-Messungen.

Nach seiner Übersiedlung nach Großbritannien ermöglichte ein bemerkenswertes Zusammenkommen von Personen und Ideen die Einrichtung des RAPID-Systems, das im Kern auf der Überwachung der Randdichten und auf Geostrophie beruht. Zur See fahrende Expert*innen übernahmen dann das Beobachtungssystem und setzten es um, auch nachdem Jochem Marotzke das Vereinigte Königreich verlassen hatte, um seine Stelle am MPI-M anzutreten. RAPID lieferte die allererste Zeitreihe der ozeanischen Umwälzzirkulation; die Ergebnisse zeigten eine überraschend große sub-saisonale Variabilität, was darauf hindeutet, dass die frühere Methode der Schätzung der AMOC durch unregelmäßige Ausfahrten anfällig für Fehlinterpretationen war. Die RAPID-Ergebnisse haben später Ansätze zur Überwachung der AMOC auf anderen Breitengraden angeregt, wo die Überwachung viel anspruchsvoller ist als bei 26,5°N.

In seinem Beitrag verweist Jochem Marotzke auch auf zwei theoretische Konzepte, die er in den 1990er Jahren entwickelte, und schlägt vor, dass diese Konzepte in Verbindung mit fortgesetzten Beobachtungen und den globalen gekoppelten Simulationen des MPI-M mit sehr hoher Auflösung unser derzeit mangelhaftes Verständnis der Ursachen der AMOC-Variabilität erheblich verbessern sollten.

Der Aufsatz ist insofern ungewöhnlich, als er persönliche und wissenschaftliche Elemente miteinander verwebt, was im Ergebnis an das literarische Genre des „erzählenden Sachbuchs“ erinnert. Jochem Marotzke wählte dieses Format, weil die Geschichte von RAPID sehr eng mit wichtigen Momenten seiner persönlichen Karriere verbunden ist. Der Aufsatz ist Teil einer Sonderausgabe, die die Ergebnisse eines Diskussionstreffens der Royal Society zum Thema „Atlantic overturning: new observations and challenges“ enthält. Dankenswerterweise haben die Organisator*innen das ungewöhnliche Format akzeptiert, was bei den Gutachter*innen zu einigen hochgezogenen Augenbrauen geführt hat. Der Aufsatz enthält aber auch eine Moral von der Geschicht‘, die für Nachwuchswissenschaftler*innen nützlich sein könnte und somit das Format rechtfertigen würde, trotz der hochgezogenen Augenbrauen.

Originalpublikation

Marotzke, Jochem, 2023: From theory to RAPID AMOC observations: a personal voyage of discovery. Philosophical Transactions of the Royal Society A, 381, 20220192, http://doi.org/10.1098/rsta.2022.0192

Kontakt

Prof. Dr. Jochem Marotzke
Max-Planck-Institut für Meteorologie
jochem.marotzke@we dont want spammpimet.mpg.de